Mica Lutz

† 09. Juli 2009

Am 10. April 2000 kam ich aus meiner Heimat Spanien zu meiner geliebten Familie nach Herborn, einem Städtchen am Fuße des Westerwaldes. Ich kann nur sagen: Es war Liebe auf den ersten Blick!

 

Vor allem mein Frauchen Geli und ich, wir waren ein eingeschworenes Team und verbrachten die ganze Freizeit miteinander. Als die ersten Enkel in meine Familie kamen, habe ich sie selbstverständlich in mein Rudel aufgenommen und sie bewacht und begleitet, wo immer sie hinliefen. Am Anfang habe ich sogar dem Kleinen immer seine Söckchen geklaut, denn da war ein unwiderstehlicher Käsequantenduft, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Über Wiesen, Felder und durch die schönen Wälder des Westerwaldes bin ich natürlich am allerliebsten gelaufen. Schwimmen im nahegelegenen Bach mochte ich nicht so gerne leiden, bis zu den Beinen, das war in Ordnung, aber sonst ging nichts.

Täglich brachte ich meinem Frauchen am Morgen das Kalenderblatt vom Lokus, damit sie wusste, welcher Tag es war. Allerdings trug ich es nur bis zum Kühlschrank, denn nur für ein Leckerchen von da lief ich – das war ganz einfach unser Vertrag. Auch die Zeitung trug ich am Morgen gewissenhaft in die Wohnung.

 

Und wenn ich der Meinung war, mein Frauchen müsste sich endlich wieder an den Schreibtisch setzen und nicht mehr Querflöte oder Oboe spielen – obwohl ich dieser Musik auch gerne lauschte! – dann lief ich schnell und brachte Fachliteratur herbei, damit die Vorbereitungen für den Unterricht des Tages nicht leiden mussten. Mein Frauchen verstand mich und ich mein Frauchen und so war es natürlich in der ganzen Familie. Was ich allerdings gar nicht leiden konnte waren Fußgänger, wenn wir Auto fuhren.

 

Die habe ich immer erfolgreich verbellt. Mein Frauchen konnte es mir nicht abgewöhnen. Nur brav sein, das geht doch wirklich nicht, oder?


Im letzten Jahr, im Dezember, merkte meine Familie, dass es mir nicht gut ging. Beim Tierarzt angekommen, stellte sich schnell heraus, dass ich zuckerkrank war. Das war nicht schlimm, denn dafür gab es ja Medikamente. Auch als ich erblindete, wurde ich von allen weiter geliebt. Jetzt passte mein Frauchen besonders auf mich auf und schaute für mich. Und: Wofür habe ich denn eine supergute Nase? Ich konnte an bestimmten Plätzen sogar ohne Leine laufen, denn ich hörte aufs Wort. Dann kam eine traurige Zeit für meine Familie und mich. Ich hatte eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, die sich trotz intensiver Bemühungen meiner Tierärztin nicht mehr heilen ließ. Wir kämpften gemeinsam eine Woche lang.

 

Dann wussten wir: Ein Abschied stand bevor. Auch ich spürte es. So verabschiedete ich mich auf meine liebevolle Art. Dann war es Zeit für das Land hinter der Regenbogenbrücke. Dort warte ich geduldig, bis wir uns alle wiedersehen.